Veröffentlicht in Römische Impressionen

Die Spanische Treppe - ein Barockjuwel in neuem Kleid

Verfasst von Roma Cultor am 16 November 2016
piranesi spanish steps

Seit Ende Oktober 2016 leuchtet die wohl berühmteste Barocktreppe der Welt in neuem Weiß.  So wie der Trevibrunnen wurde fast ein Jahr lang hinter "verschlossener Tür" geschrubbt, gereinigt, gekittet. Nun ist die prachtvolle Barocktreppe wieder dem Publikum zugänglich.

Die Spanische Treppe verbindet den Hügel des Pincio mit der darunterliegenden Stadt, die im Tiberknie ausläuft. Sie gilt als tolles Beispiel spät-barocker Urbanistik. "Drehpunkt" ist die Dreifaltigkeitskirche ("Santa Trinità dei Monti" um 1590 erbaut) und die Zahl Drei; alles orientiert sich nach diesem theologischen Konzept.

Nuova Topografia di Roma di Giovanni Battista Nolli (1748)

Detail aus einer Stadtansicht G.B.Nolli 1748

Zur Geschichte

Die Spanische Treppe entstand in den Jahren 1723 - 1726 unter dem Pontifikat von Papst Benedikt XIII. Orsini.
Eigentlich müsste sie Französische Treppe genannt werden, da der Sponsor ein französischer Botschaftssekretär war. Den Ausdruck gibt es auch nur im angelsächsischen Sprachgebrauch - "Spanish Steps" als "die Treppe der Spanier", wegen der spanischen Botschaft am Fuße der Treppe gelegen. Die Römer nennen sie seit jeher "Scalinata della Trinità dei Monti".

Giovan Battista Falda Le fontane di Roma um 1650

G.B.Falda: Der Brunnen am Spanischen Platz 1650

Gaspar van Wittel 1683 Trinità dei Monti Roma

G.van Wittel 1683 Trinità dei Monti

Die Abbildungen zeigen den Zustand vor 1726, als der Aufstieg zum Pincio durch ein freies Feld führte. Die Gegend wurde erst spät verbaut, vorher wurde sie im Volksmund "nelle Fratte" (im Gestrüpp) bezeichnet.

 Der ausführende Architekt dieser Prachttreppe war Francesco de Sanctis, der einen harten Wettbewerb gegen Alessandro Specchi gewann und sich den Auftrag zusicherte.

 Hier die zwei unterschiedlichen Projekte:

Alessandro-Specchi-spanische-treppe

Projekt Alessandro Specchi

Francesco De Sanctis Spanische Treppe

Projekt Francesco De Sanctis

Die ganze Stadt verfolgte den erbitterten Konkurrenzkampf - der etablierte Künstler Alessandro Specchi gegen den Newcomer Francesco de Sanctis.

Bei unserer Stadtführung in Rom erfahren Sie das kulturelle Umfeld um die Spanische Treppe im Gesamtzusammenhang zu verstehen.

Die Prachttreppe vom Gewinner gehört zu den größten Leistungen des Spätbarock und des Rokoko, nicht nur in Rom. Sie ist es vor allem dadurch, dass der Architekt bei ihren Rampen und Absätzen so gut wie nie den rechten Winkel angesetzt hat. Die unvermeidlichen Horizontalen der Stufen spannen sich in aus-schwingende Rahmen, der Reihung der Geraden sind konkav-konvexe Linien entgegengesetzt.

Zeitgenössicher Stich von G.B.Piranesi

Aquarell von G.B.Piranesi 1756-58

Einen solchen perspektivischen angelegten Treppenaufgang, großartig und anmutend in einem, würde man eher in einem Palast oder in einem Opernhaus erwarten. Der Platz erfährt dadurch einen theatralisch-prunkvollen und zugleich intim-anheimelnden Charakter.

Spanische Treppe Rom Detail

Spanische Treppe Detail um 1965

Sie diente nicht nur als urbanistische Verbindung mit dem Hügel, sondern auch als Boulevardtreppe für die gute Gesellschaft. Hier versammelte sich Roms "High Society" aus Nordeuropa, in der Gegend wohnten Goethe, Angelika Kauffmann, Thorwaldsen, Piranesi, Keats und Shelley.

 Hier eine schöne Beschreibung von Eckhart Peterich:

"Spanische TreppeZunächst bündelte er (Francesco de Sanctis) die Stufengeraden zu elf Gruppen von je zwölf Stufen, denen ganz unten eine weit in den Spanischen Platz vorgerundete Vier-Stufen-Gruppe vorgelagert ist. Hier verbreitet sich die vierte Stufe zu einem Podest, eine Funktion, die im weiteren Verlauf jeweils die zwölfte Stufe übernimmt."

"Spanische TreppeDie ersten drei Zwölfer-Gruppen sind dreigetielt durch Postamente und Steinbänke. Zunächst vereingt sich die Treppe von Podest zu Podest, bis sie sich nach dem dritten ganz frei und ohne die Dreiteilung zu einer ersten Terrasse ausbreitet. Hier steht eine erste konkave Sperrmauer, hemmt -wie ein Felsblock in einem Fluß- den Stufenstrom, der an ihren Seiten in zwei Zwölfer-Gruppen hinabfließt."

"So kommen wir auf die zweite, die breiteste der Treppenterrassen. Dann verengt sich die Treppe wieder, führt uns über zweimal zwölf nun ungeteilte Stufen auf eine dritte Terrasse und vor eine zweite, diesmal konvexe Sperrmauer, die den Stufenstrom abermals teilt, und zwar in zwei nach links und rechts ausholende engere, aus je dreimal zwölf Stufen gebildete Treppen, die sich in einem gewissen Sinn jenseits des Platzes mit dem Obelisken in der älteren Freitreppe der Kirche fortsetzen."