Ende Januar 2020 sind die Restaurierungsarbeiten in einer kleinen Kirche in Roms Stadtteil Trastevere zu Ende gegangen. Bernini Statue der Ludovica Albertoni und die Cappella Altieri (1674) erstrahlen nun im neuem Glanz.
Wenige Monate hat die Reinigung der Cappella Altieri in der Kirche San Francesco a Ripa in Rom gedauert. Nicht nur die weltberühmte Statue sondern auch die gesamte Kapelle wurde einer Generalsanierung unterzogen. Im ursprünglichen Projekt wollte man auch ein von Bernini gewolltes Fenster wiederöffnen, diese Arbeiten wurden aufgeschoben.
Die Skultpur befindet sich in der letzten Kapelle im linken Seitenschiff der eher unspektakulären Barockkirche San Francesco, wenn man nicht zielsicher drauf zugeht würde man nie erahnen, dass man hier auf ein Wunder der Barockkunst stößt.
Bernini konzipiert die Familienkapelle Altieri als ein "Kokon" der Künste: die Stukkatur verschmilzt mit der Malerei, die Skulpur mit der Architektur. Alles wird zum Gesamtkunstwerk, eine sinnliche Überhöhung der meschlichen Gefühle.
Dieses Zusammenspiel ist allerdings wohl überlegt und duchdacht: der Platz ist eng, Bernini schafft ein barockes Bühnenbild, indem er die Seitenwände perspektivisch schräg weidergibt, sodass das Augenmerk und der Blick ganz auf die Skulptur übergeht. Der Hintergrund ist leicht rückversetzt, Bernini hatte 2 Fenster vorgesehen: das natürliche Licht konnte so auf die kleine Seitenkapelle einfallen und die Statue direkt beleuchten. Das Altarbild stammt vom Maler Giovan Battista Gaulli, enger Freund Berninis, die Farbtöne und die eher ruhig wirkende Komposition sind bewußt als Kontrast zur "aufgewühlten" Statue der Seeligen konzipiert wurden.
Ludovica Albertoni starb 1533 in Rom. Aus reicher Familie stammend, trat sie nach einer tragischen Verwitwung in den Franziskanerorden als Terziarerin ein und widmete sich der Armenpflege. Sie wurde von den Römern als Mystikerin verehrt, sie hatte -so der Volsmund- extatische Visionen und die Gnade der mystischen Levitation. Ganz im Sinnen der Gegenreformation, die solche Phänomene gegen den Lutheranern ankurbelten. Nachdem sie 1671 seeliggesprochen wurde, sponsorte ihr die mächtige Kardinalsfamilie Altieri eine eigenen Kapelle in der Kirche San Francesco a Ripa in Trastevere, die vom Starkünstler Gian Lorenzo Bernini 1674 ausgetaltet wurde.
Bernini zeigt die Seelige in Ordensrobe liegend, in extatischer Verklärung, Augen und Mund sind halb offen, die Hände verkrampfen sich an der Brust und im Unterleib. Hier greift er auf einen "Trick" zurück, den er ungf. 30 Jahre früher schon in einer anderen römischen Kirche an einer Statue experimertiert hatte: Die Ekstase der Hl.Theresa von Avila in der Kirche Santa Maria della Vittoria.