Im September 2015 sind die einjährigen Restaurierungen im Palazzo Spada zu Ende gegangen. Endlich ist er wieder zugänglich. Wir binden den Besuch dieses Juwels in unsere Stadtführung in Rom zu den "versteckten Innenhöfen" an.
Er beherbergt ein hohes staatliches Amt, den "Consiglio di Stato" (auf Deutsch Staatsrat oder auch Bundesverwaltungsgericht). Öffentlich zugänglich sind der Innenhof und die Kunstgalerie im 1.Stockwerk.
Das Gebäude ist ein Juwel des profanen Renaissancebaus: errichtet 1548 im Auftrag des Kardinal Capodiferro, ging er 1623in den Besitz des Kardinals Bernardino Spada über (daher der Name).
Die eher streng wirkende Architektur inspiriert sich an die florentinischen Stadtpalais, der Bezug zur Antike ist klar, v.a. in den Statuen und im plastischen Schmuck der in Nischen und Wandrücksprüngen die Fassade schmückt. Zitate aus Martial, Horaz und Vergil füllen die Tafeln am oberen Fries.
Der junge und ehrgeizige Kardinal legte sich hier eine Kunstsammlung an, die auch zu repräsentativen Zwecken dienen sollte: in den festlichen Räumlichkeiten, geschmückt mit antiken Statuen, zeitgenössischen Gemälden und prunkvollen Wandbehängen wurde Macht ausgeübt.
Das Interieur ist erhalten geblieben, Kaliber wie Guercino, Guido Reni, Tizian, Orazio Gentileschi hängen seit 350 Jahren in der originalen Aufhängung an den brokatbesetzen Wänden.
WebSite der Galleria Spada mit Info und Öffnungszeiten.
Im Innenhof zeigt sich die gesamte Einfallskunst der Renaissance. Römische Gottheiten, Mischwesen, Kampfszenen: die Statuen und die Reliefs in den Friesen zwischen den Fenstern erzählen von einer idealisiert-vergangenen Epoche. Das "Alte" dient als Inspirationsquelle um das Neue zu interpretieren. Höchst fruchtbarer Zugang.
Im Innenhof kann man auch die illusionistische Galerie vom berühmten Barockkünstler Borromini zu bewundern. Der Kunstwert ist sehr hoch: eines der ersten Beispiele im Europa (um 1630-40) wo die sinnliche Wahrnehmung des Besuchers angesprochen wird. Die Barockkunst beginnt in Rom, wo die programmatischen Grundsteine für diese Kunst gelegt werden. In Nordeuropa wütet der 30jährige Krieg, in Rom blühen die Künste. Der Vorbildcharakter dieser "Spielereien" werden 100 Jahre kopiert/paraphrasiert werden (Würzburg, Versailles, Wörlitz etc.).
Die Galerie hat reinen Ergötzungs-Charakter - wurde also aus reinem Spaß beauftragt um das Staunen, die Verwunderung des Betrachters zu erwirken.
Der schweizer Architekt Borromini "scherzt": die Galerie ist nur ca. 8m tief, er verzerrt die architektonischen Regeln um einen optisch-perspektivischen Erweiterungs-Effekt zu erzielen. Mit genauen mathematisch durchdachten Tricks schafft er es, den reellen Raum illusionistisch zu vergößern.