Im römischen Stadtteil Trastevere befindet sich einer der kleinsten Kirchen Roms:
Die winzige Kirche bei der Tiberinseln bleibt sonst von den Touristenströmen verschont, wobei sie geschichtlich besonders interessant ist. Wie so viele Denkmäler Roms versteht man dieses erst wenn man "doppelt deutet", die Kirche kann man mit einer archäologischen als auch mit einer theologischen Brille lesen. Diese doppelte Wahrheit der Denkmäler Roms zu begreifen (lernen) ist der Schlüssel zur Stadt.
In der Antike war dieses Stadtviertel jenseits des Tibers ("trans Tiberim") dicht bewohnt und die Kirche wurde im Mittelalter auf den Resten einer großen Badeanstalt errichtet (daher der Name in Piscinula = "im Becken"). Theologisch wandelt sich der Ort dank der Überlieferung, der Hl.Benedikt hätte hier im 5.Jhd. gewohnt. Die anliegende Domus Aniciorum gehörte der Familie der Anici und sie beherbergten den illustren Gast bevor er sich für das Einsidlerleben entschied. In der Kirche befindet sich das Marienbild (eine Ikone) die der Heilige vor seiner Abreise anbetete.
Geschichtlich Wertvoll ist der romanische Glockenturm mit der originalen Glocke aus dem Jahr 1069. Auf dem Bronzering ist das Datum eingetragen, sie gilt als die älteste und kleinste (45cm Durchmesser) Roms. Sie wurde sicher aus einer antiken Bronzestatue geschmolzen, der Kupfergehalt ist gleich fast null (kein Kupfergrün zu erkennen). Diese Glocke ist zudem die einzige, die vom Normannen-Sturm 1084 nicht geplündert wurde.
Das Kircheninnere ist schlicht gehalten, es fallen die recycelten antiken Säulen auf die alle unterschiedlich sind. Der reich dekorierte Kosmaten-Fußboden ist wie die Bronzeglocke aus dem 11.Jhd. und ebenfalls aus antikem Material gefertigt. Die Inennfassade trägt Fresken aus dem 12.Jhd.
1678 entsteht die Fassade, zusammen mit dem anschließenden Kollegium des Hl.Anselm und das Krankenhaus/Hospiz als Vorläufer zum heutigen San Gallicano-Krankenhaus. Im 19.Jhd. wurde das Benediktiner-Kloster mit seinem Friedhof an der Rückseite zerstört.