Rom hat hunderte an Brunnen - das Wasser fließt und strömt in dieser Stadt wie kaum vergleichbar. Die Päpste sahen sich in der Neuzeit als Nachfolger der Antiken Herrscher: mit Eingriffen in den urbanen Kontext (Brunnen, Straßenpflasterung, Kanalisation etc.) konnte man als Bauherr in die Geschichte eingehen.
So wurden einige antike Aquädukte restauriert und mit dem Namen des jeweiligen Papstes benannt (Acqua Paola, Acqua Felice ecc.). Verstärkt wurde die Wasserzufuhr der von nord-osten kommenden Acqua Virgo, des "jungfräulichen Wassers", welches zum Trevibrunnen führt(e). Neue Abzweigungen brachten das Wasser im leichten Gefälle bis zur Piazza Navona und eben zur Piazza Mattei.
Am stillen Plätzchen der Piazza Mattei befindet sich ein kleines Juwel: die Brunnenanlage von Taddeo Landini aus dem Jahre 1585. Heute ist der Brunnen als "Schildkröten-Brunnen" bekannt, der ursprüngliche Name aber lautet "Fonte della Piazza Mattei" da die Schildkröten ein Zusatz prominenter Hand späterer Zeiten sind.
Die Brunnenanlage baut auf einem quadratischen Sockel mit konkaven Einbuchungen. Der plastische Schmuck besteht aus vier volutenbesetzten Muscheln, darauf stützt eine (antike) Säule die mit ihren Profilierungen, Kehlen und Wülsten an einer Amphore erinnert. Darauf lehnen sich vier Epheben (=mythol. Waldwesen) die in einer dynamischen Drehbewegung vier Schildkröten zur Trinkschale verhelfen.
Der ursprüngliche Brunnen fußte auf einen stufenartigen Sockel der 1658 von Papst Alexander VII umgestaltet wurde. Ältere Abbildungen zeigen uns den ersten Brunnen von Taddeo Landini, der ohne Schildkröten zu sehen war. Diese "Tartarughe" stammen von Mr.Bernini selbst, es ist unklar ob sie hier mit einer Symbolik versehen wurden.
Der Holzschnitt von Alessandro Specchi 1699 zeigt den Brunnen ohne Schildkröten.
Der Schildkröten-Brunnen von Landini hat einen hohen kunsthistorischen Wert. Anderswo würde er viel stärker in Hervorhebung stehen, in Rom geht er durch die Fülle der Kulturdenkmäler und durch das alter des Stadtbildes fast unter. Klar, im Vergleich zu den muskulöseren barocken Brunnen, der Bernini-Brunnen oder der Trevibrunnen z.B.) wirkt er eher zierlich. Aber er stammt aus der Spätrenaissance, um 1580-1585, und aus dieser Zeit sind europaweit wenige Vergleichsbeispiele bekannt.
Stilistisch fällt er unter den Begriff des Manierismus, also jene Stilepoche die zwischen Renaissance und Barock steht und oft als Übergangszeit gelesen wird. Der Manierismus äußert sich in einer Abwendung der Natur als direktes idealisiertes Vorbild für die Kunst - es rückt die "Manier" - das Wie- in den Mittelpunkt. Selbst der späte Michelangelo gehört in diese Stilrichtung, zu deren Entwicklung er selbst beigetragen hat (siehe sein jüngstes Gericht in der Sistinischen Kapelle) .